Metformin ist ein weit verbreitetes Medikament, primär zur Behandlung von Typ-2-Diabetes. Es gehört zur Klasse der Biguanide und hilft, den Blutzuckerspiegel zu senken, indem es die Glukoseproduktion in der Leber verringert, die Insulinempfindlichkeit in den Zellen erhöht und die Aufnahme von Glukose im Darm verringert. In den letzten Jahren hat Metformin jedoch auch Aufmerksamkeit in der Longevity-Forschung erregt, da Studien darauf hindeuten, dass es das Potenzial hat, den Alterungsprozess zu verlangsamen und das Risiko altersbedingter Krankheiten zu verringern. Diese potenziellen Anti-Aging-Effekte machen Metformin zu einem der vielversprechendsten Kandidaten in der Suche nach Medikamenten zur Verlängerung der gesunden Lebensspanne.
Der Wirkmechanismus von Metformin ist gut erforscht. Es aktiviert ein Enzym namens AMP-aktivierte Proteinkinase (AMPK), das als Sensor für den Energiezustand der Zellen fungiert. Der Körper aktiviert AMPK, wenn die Zellen einen niedrigen Energiezustand haben, beispielsweise bei Kalorienrestriktion oder körperlicher Aktivität. Einmal aktiviert, hilft AMPK, den zellulären Energiehaushalt zu regulieren, indem es anabole Prozesse, die viel Energie benötigen, hemmt und katabole Prozesse, die Energie bereitstellen, fördert. Diese Effekte tragen zur Kontrolle des Blutzuckerspiegels bei und könnten auch eine Rolle dabei spielen, wie der Körper auf Stress und Alterung reagiert.
In der Longevity-Forschung wird Metformin als potenzielles Mittel zur Verzögerung des Alterns untersucht, da es verschiedene Prozesse beeinflusst, die mit dem Alterungsprozess in Verbindung stehen, darunter Entzündungen, oxidativer Stress und die mitochondriale Funktion. Tierstudien haben gezeigt, dass Metformin die Lebensspanne von Modellorganismen wie Mäusen und Würmern verlängern kann. Diese Studien legen nahe, dass die Aktivierung von AMPK durch Metformin ähnliche Effekte wie Kalorienrestriktion hervorrufen könnte, ein bekannter Ansatz zur Verlängerung der Lebensspanne, den die Forschung zum gesunden Altern ebenfalls untersucht.
Darüber hinaus hat Metformin potenziell positive Auswirkungen auf die Prävention altersbedingter Krankheiten. Es gibt Hinweise darauf, dass Metformin das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bestimmte Krebsarten und neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer senken könnte. Diese Krankheitsprävention hängt wahrscheinlich mit den entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften von Metformin zusammen, die helfen können, die Zellgesundheit zu erhalten und altersbedingten Schäden entgegenzuwirken. In einer großen Studie mit Diabetespatienten ließ sich beobachten, dass Menschen, die Metformin einnahmen, eine geringere Sterblichkeitsrate aufwiesen als gesunde Menschen ohne Diabetes. Dies deutet darauf hin, dass Metformin nicht nur positive Effekte bei Diabetes, sondern möglicherweise auch beim gesunden Altern hat.
Derzeit untersucht die so genannte „TAME“-Studie (Targeting Aging with Metformin) Metformin, eine groß angelegte klinische Studie, ob Metformin bei älteren Menschen das Auftreten altersbedingter Krankheiten verzögern kann. Diese Studie dürfte wichtige Erkenntnisse darüber liefern, ob Metformin tatsächlich als Anti-Aging-Mittel beim Menschen eingesetzt werden kann. Sollten die Ergebnisse positiv ausfallen, könnte Metformin eines der ersten Medikamente sein, das eine Zulassung speziell zur Verlangsamung des Alterungsprozesses erhält.
Trotz der vielversprechenden Hinweise gibt es auch offene Fragen zur langfristigen Anwendung von Metformin bei gesunden Menschen, insbesondere in Bezug auf mögliche Neben- und Wechselwirkungen. Weitere klinische Studien sind notwendig, um die Sicherheit und Wirksamkeit von Metformin als Longevity-Therapie zu bewerten, allerdings hat sich Metformin in der Debatte um Anti-Aging-Strategien bereits als einer der vielversprechendsten Kandidaten herauskristallisiert.